Tätowierer Gehalt: Einkommen und Preisgestaltung in Deutschland, Österreich, Schweiz und USA

Eine Analyse der Einkünfte von Tätowiererinnen und Tätowierern zeigt deutliche Unterschiede zwischen Ländern und Arbeitsformen. In diesem ausführlichen Artikel vergleichen wir die Einkommen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA. Zudem betrachten wir Unterschiede zwischen angestellten und selbstständigen Tätowierern, typische Miet- und Geschäftsmodelle in Studios, die Preisgestaltung für Tattoos sowie wirtschaftliche Aspekte und Herausforderungen des Berufs.
Einführung: Was verdienen Tätowierer?
Die Verdienstmöglichkeiten als Tätowierer variieren stark je nach Land, Berufserfahrung, Arbeitsform und Bekanntheitsgrad. Von Berufseinsteigern mit bescheidenem Einkommen bis hin zu etablierten Künstlern mit sechsstelligen Jahreseinkünften ist alles möglich. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über Gehälter, Einkommensmodelle und wirtschaftliche Aspekte des Tätowiererberufs in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA.
Gehälter und Einnahmen im Ländervergleich
Die Einkommen von Tätowierern variieren je nach Land erheblich. Deutschland weist im Durchschnitt höhere Monatsverdienste auf als Österreich, während Schweiz und USA nominell teils höhere Beträge verzeichnen (die allerdings im Kontext der jeweiligen Lebenshaltungskosten gesehen werden müssen).
Land | Durchschnittsgehalt | Regionale Unterschiede |
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Deutschland | 3.016 € - 5.600 € brutto/Monat Median: 2.777 € monatlich |
Baden-Württemberg: ~4.664 € Hessen: ~4.663 € Hamburg: ~4.573 € Mecklenburg-Vorpommern: ~3.322 € |
Österreich | Berufsanfänger: 1.468 € - 1.700 € brutto/Monat Erfahrene Tätowierer: 1.720 € - 2.000 € brutto/Monat Top-Tätowierer: 2.600 € - 3.000 € brutto/Monat |
Höhere Einkommen in Wien und touristischen Zentren |
Schweiz | Durchschnitt: CHF 51.200/Jahr (ca. CHF 4.270/Monat) Einsteiger: ca. CHF 3.300 brutto/Monat |
Höhere Preise für Tattoos ermöglichen gutes Auskommen für etablierte Künstler |
USA | Durchschnitt: 60.000 $/Jahr (ca. 5.000 $/Monat) Bandbreite: 32.500 $ - 110.500 $/Jahr |
Miami, FL: ~80.600 $/Jahr New York City: ~58.000 $/Jahr |
In Deutschland liegt das durchschnittliche Monatsgehalt eines Tätowierers zwischen 3.016 € und 5.600 € brutto. Der Median für angestellte Tätowierer beträgt rund 2.777 € pro Monat (etwa 34.430 € jährlich). Je nach Region und Erfahrung sind Abweichungen beträchtlich: In Bundesländern mit großen Städten und hoher Kaufkraft liegen die Durchschnittseinkommen am höchsten.
In Österreich liegen die Gehälter im Schnitt unter dem deutschen Niveau. Für Berufsanfänger werden etwa 1.468 bis 1.700 € brutto im Monat genannt, während erfahrene Tätowierer durchschnittlich ca. 1.720–2.000 € brutto pro Monat erzielen. Top-Tätowierer mit bekanntem Namen können in Österreich deutlich mehr verdienen – teils 2.600 bis 3.000 € brutto monatlich.
In der Schweiz verdienen Tätowierer nominal am meisten, was jedoch den höheren Lebenshaltungskosten geschuldet ist. Das Durchschnittsgehalt liegt bei etwa CHF 51.200 pro Jahr (ca. CHF 4.270 pro Monat). Einsteiger müssen mit deutlich weniger rechnen – ein junger Tätowierer verdient etwa CHF 3.300 brutto im Monat.
In den USA sind die Einkünfte sehr breit gefächert. Durchschnittlich verdienen Tätowierer etwa 60.000 $ pro Jahr (≈5.000 $ pro Monat), bei einer gemeldeten Bandbreite von rund 32.500 $ (Einstiegslevel) bis 110.500 $ (erfahrene Top-Künstler). Die regionale Komponente ist ausgeprägt – in Metropolen mit lebhafter Tattooszene sind die Durchschnittseinkommen höher.
Angestellte vs. selbstständige Tätowierer – Einkommensunterschiede
In allen genannten Ländern ist die Mehrheit der Tätowierer selbstständig tätig und nicht in einem klassischen Angestelltenverhältnis. Dies hat große Auswirkungen auf die Art und Höhe des Einkommens:
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Angestellte Tätowierer:
Fest angestellte Tattoo-Künstler erhalten in der Regel ein festes Gehalt oder einen Grundlohn, der oft vergleichsweise moderat ausfällt. In Deutschland liegen solche Gehälter (bei Vollzeit) typischerweise im Bereich um 2.500–3.000 € brutto/Monat. Allerdings sind klassische Festanstellungen selten – viele Studios beschäftigen ihre Künstler nicht als Arbeitnehmer, um starre Lohnkosten zu vermeiden. -
Angestelltenmodell:
Angestellte Tätowierer erhalten meist nur einen Anteil des vom Kunden gezahlten Betrags, während der Studioinhaber den Rest einbehält. Konkret läuft es so ab, dass der Inhaber die Arbeit des Tätowierers bewertet und auf Basis dessen einen Stundensatz oder Preis festlegt; ausgezahlt wird an den Artist aber nur ein Anteil davon. -
Vorteile der Anstellung:
Angestellte profitieren von der Reputation und Kundenbasis des Studios – es kommen also ohne eigenes Marketingaufwand Kunden ins Haus. Zudem tragen Angestellte weniger eigenes Unternehmerrisiko und haben oft geregeltere Arbeitszeiten.
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Selbstständige Tätowierer:
Wer als selbstständiger Künstler arbeitet – sei es im eigenen Studio oder auf freier Mietbasis in einem fremden Studio – kann seine Preise und Arbeitszeiten frei festlegen. Alle Einnahmen aus Tätowierungen stehen prinzipiell dem Tätowierer zu, es muss nichts an einen "Chef" abgegeben werden. -
Verdienstmöglichkeiten:
Dies ermöglicht bei guter Auftragslage deutlich höhere Einkommen als im Angestelltenverhältnis. Top-Stars der Branche können – insbesondere in den USA – jährliche Einnahmen im hohen sechsstelligen Bereich erzielen. In Deutschland liegen Stundensätze von 80 bis 250 € im Bereich des Möglichen, was bei hoher Auslastung ein Vielfaches des Medianangestelltenlohns ergibt. -
Kosten und Risiken:
Selbstständige müssen auch sämtliche Kosten und Risiken selbst tragen: Studio- oder Mietgebühren, Materialkosten, Steuern, Versicherungen etc. gehen vom Umsatz ab, ebenso der Aufwand für Kundengewinnung und Administration.
Insgesamt gilt: Angestellte Tätowierer erhalten ein kalkulierbares, aber begrenztes Gehalt, während Selbstständige unternehmerisch tätig sind – mit allen Chancen und Risiken. In der Praxis überwiegt die selbstständige/freie Tätigkeit; klassische Gehälter sind eher bei Tattoo-Ketten oder großen Studios mit festem Personal anzutreffen.
Modelle der Studio-Mietung: Festmiete vs. Umsatzbeteiligung
Da viele Tätowierer nicht als Angestellte arbeiten, sondern eigenverantwortlich Kunden tätowieren, sind in Studios zwei Geschäftsmodelle verbreitet, um Arbeitsplätze bereitzustellen:
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Stuhl- oder Platzmiete (Festmiete):
Der Tätowierer mietet sich einen Arbeitsplatz im Studio gegen eine feste Mietgebühr – z.B. pro Tag, Woche oder Monat. Dieses Modell, in den USA schon lange üblich, nennt man „chair rental" oder Stuhlmiete. Der Vorteil für den Künstler: Er behält 100% seiner Einnahmen (abzüglich der Miete) und kann das Studio nutzen, ohne ein eigenes eröffnen zu müssen. -
Beispiele für Platzmieten:
In einigen US-Studios zahlen Künstler z.B. $700–1000 pro Monat für einen Platz, oder in Großbritannien etwa £200–250 pro Woche – je nach Lage können diese Beträge variieren. Wichtig ist, dass bei reiner Platzmiete der Tätowierer als eigener Gewerbetreibender agiert (mit eigenem Kassensystem, eigenen Kundenrechnungen etc.), um keine Scheinselbstständigkeit entstehen zu lassen. -
Umsatzbeteiligung (Provision):
Alternativ vereinbaren viele Studios mit freien Tätowierern eine prozentuale Beteiligung am Umsatz statt fixer Miete. Dabei erhält der Studioinhaber einen bestimmten Prozentsatz von jeder vom Tätowierer erbrachten Leistung. Übliche Aufteilungen sind beispielsweise 50/50 oder 60/40 – d.h. 40–50% der Einnahmen gehen ans Studio, der Rest an den Artist. -
Einflussfaktoren auf die Provision:
In der Praxis hängt die Quote von der Erfahrung und Kundenanziehungskraft des Künstlers ab: Erfahrene Tätowierer mit großem Kundenstamm können oft 60–70% vom Umsatz für sich beanspruchen, während weniger bekannte vielleicht mit 50% auskommen müssen. Das Modell hat den Vorteil, dass bei geringer Kundenzahl auch geringe Fixkosten anfallen (kein Umsatz = keine oder geringe Abgabe).
Beide Modelle können auch kombiniert werden (z.B. eine moderate Grundmiete plus geringe Umsatzbeteiligung) oder variieren je nach Absprache. Für Kunden macht es übrigens kaum einen Unterschied: Der Tattoo-Preis bleibt gleich; lediglich die interne Verteilung anders. Für Tätowierer bedeutet die Entscheidung Mietmodell vs. Provision eine Abwägung von Risiko und Planbarkeit der Kosten.

Preisgestaltung für Tattoos
Die Preise für Tattoos sind von zahlreichen Faktoren abhängig und werden daher sehr unterschiedlich kalkuliert. Eine pauschale Antwort auf „Was kostet ein Tattoo?" gibt es nicht. Typischerweise fließen diese Aspekte in die Preisgestaltung ein:
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Größe und Motivkomplexität:
Größere Tattoos, die mehr Fläche bedecken, sind teurer als kleine Symbole. Ebenso erhöhen viele Details, aufwändige Schattierungen oder Farbmotive den Preis. Ein einfaches kleines Tattoo (z.B. ein einzelnes Icon) kann ab ca. 50 € erhältlich sein, während ein großflächiges, detailreiches Design (etwa ein farbiger Rücken oder Sleeve) mehrere hundert bis tausend Euro kosten kann. -
Zeitaufwand/Sitzungen:
Tätowierer berücksichtigen die voraussichtliche Arbeitszeit. Manche berechnen deshalb nach einem festen Stundensatz. Dieser kann je nach Studio und Künstler stark variieren. Übliche Stundensätze liegen oft im Bereich von etwa 70 € bis 150 €; Top-Künstler verlangen sogar bis zu 250–300 € pro Stunde. -
Farben und Stil:
Farbige Tattoos sind meist teurer als reine Schwarz-Grau-Arbeiten, da der Aufwand (Wechseln der Farben, Schattierungen) höher ist. Bestimmte Stile können ebenfalls den Preis beeinflussen – z.B. Realismus (fotorealistische Porträts) erfordern hohe Kunstfertigkeit und dauern lange, was höhere Preise rechtfertigt. -
Platzierung am Körper:
Auch die Körperstelle spielt eine Rolle. Schwierige oder empfindliche Stellen (Rippen, Hände, Gesicht) können einen Aufpreis bedeuten, da sie für den Tätowierer anstrengender zu stechen sind oder mehr Sorgfalt erfordern. -
Erfahrung und Bekanntheitsgrad des Künstlers:
Je renommierter ein Tattoo-Artist, desto höher der Preis, den er/sie verlangen kann. Kunden sind bereit, für einen begehrten Künstler (mit eigenem Stil und langer Warteliste) mehr zu zahlen. Einzigartige Stile und ein guter Ruf erlauben es, deutlich höhere Preise anzusetzen. -
Region/Standort:
Die allgemeine Marktlage und Kaufkraft in der Region beeinflusst die Preise. In einer Großstadt (mit höherer Miete und zahlungskräftigerer Kundschaft) liegen die Tattoo-Stundensätze meist höher als in einer Kleinstadt.
Durchschnittlich kann man sagen: Ein kleines Tattoo (einfarbig, einfach) kostet mindestens ~50–100 € (viele Studios setzen einen solchen Mindestpreis, um Material- und Desinfektionskosten zu decken). Die meisten gängigen Tätowierungen (mittlere Größe, wenig Farben) bewegen sich im höheren dreistelligen Euro-Bereich. Größere Projekte (Sleeves, Rückenstücke) können vierstellig werden, verteilt auf mehrere Termine.
Tattoo-Typ | Preisbereich (Deutschland) | Besonderheiten |
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Kleines, einfaches Tattoo | 50 € - 100 € | Mindestpreise in vielen Studios |
Mittleres Tattoo (einfarbig) | 200 € - 1000 € | Gängige Preisspanne für beliebte Designs |
Aufwändige Farbmotive | 300 € - 1200 € | Abhängig von Größe und Detailgrad |
Großprojekte (Sleeve, Rücken) | 2.000 € - 10.000 € oder mehr | Häufig mehrere Sitzungen erforderlich |
Zur Preisfindung gehen die meisten Tätowierer so vor, dass sie Vorgespräche/Beratung durchführen, das gewünschte Motiv skizzieren und dann basierend auf Aufwand, Größe und eigenem Stundenlohn einen Festpreis anbieten. So weiß der Kunde im Voraus, womit er rechnen muss. Einige Studios kalkulieren streng nach Stunden – aber die Tattoobranche betont, dass Qualität und Vertrauen wichtiger sind als Schnäppchenpreise.
Wirtschaftliche Aspekte und Herausforderungen
Die Tätigkeit als Tätowierer*in ist nicht nur künstlerisch, sondern auch unternehmerisch anspruchsvoll. Einige wirtschaftliche Aspekte und Herausforderungen in diesem Berufsfeld sind:
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Aufbau von Reputation und Kundenstamm:
Da es (v.a. in Deutschland und den USA) keinen formal geregelten Ausbildungsweg gibt, müssen Tätowierer viel Zeit in ihre Fertigkeiten und in den Rufaufbau investieren. Anfänger arbeiten oft in praktisch unbezahlten Lehrstellen in Studios, bis sie genügend Können und eigene Kundschaft haben. Die ersten Karrierejahre sind finanziell oft mager. -
Marketing und soziale Medien:
Heutzutage ist Selbstvermarktung fast Pflicht. Erfolgreiche Tätowierer nutzen Plattformen wie Instagram, Facebook etc., um ihre Arbeiten zu präsentieren und neue Kunden zu gewinnen. Das kostet Zeit und teils Geld (Fotos machen, Beiträge erstellen, ggf. Werbung schalten). -
Unbeständige Nachfrage und Wettbewerb:
Die Tattoo-Branche hat in den letzten Jahren einen Boom erlebt – die Nachfrage ist so hoch wie nie. In Deutschland sind inzwischen über 21% der Erwachsenen tätowiert (2019) – zum Vergleich: 2012 waren es nur 11%. Gleichzeitig gibt es aber auch immer mehr Tätowier-Studios, was starken Wettbewerb bedeutet. -
Kosten und Bürokratie:
Ein oft unterschätzter Aspekt sind die Fixkosten und Auflagen beim Betrieb eines Tattoogewerbes. Dazu zählen Miete, Nebenkosten, Ausstattung und ständiges Nachkaufen von Verbrauchsmaterialien. Hinzu kommen Steuern: In Deutschland z.B. 19% Umsatzsteuer auf jedes Tattoo, Einkommensteuer auf den Gewinn und ggf. Gewerbesteuer. -
Gesundheit und Arbeitsbelastung:
Wirtschaftlich relevant ist auch, dass Tätowierer für ihr eigenes Arbeitskraft-Kapital Sorge tragen müssen. Der Job ist körperlich fordernd (langes Sitzen/Stehen in gebückter Haltung, Konzentration, Augenbelastung). Krankheit oder Verletzung können sofortige Einnahmeausfälle bedeuten.
Zusammenfassend stehen Tätowierer wirtschaftlich vor der Herausforderung, Kunst und Geschäftssinn zu vereinen. Die Branche bietet heute gute Verdienstmöglichkeiten – die hohe Nachfrage nach Tattoos und eine wachsende Akzeptanz in der Gesellschaft haben ein Umfeld geschaffen, in dem erfolgreiche Tattoo-Künstler durchaus ein "recht gutes" Einkommen erzielen können. Doch der Weg dorthin erfordert Talent, harte Arbeit und Unternehmergeist.
Fazit: Lohnt sich der Beruf des Tätowierers finanziell?
Die Einkommenssituation von Tätowierern ist so vielfältig wie der Beruf selbst. Während Berufseinsteiger mit moderaten Einkünften rechnen müssen, können etablierte Künstler mit eigenem Stil und treuem Kundenstamm durchaus gut verdienen. Entscheidend sind Faktoren wie Standort, Arbeitsmodell (angestellt vs. selbstständig), Spezialisierung und nicht zuletzt die eigene Vermarktung.
In Deutschland liegen die Einkommen im mittleren Segment oft zwischen 2.500 € und 4.500 € monatlich, wobei nach oben kaum Grenzen gesetzt sind. Die Schweiz und die USA bieten nominell höhere Verdienstmöglichkeiten, während in Österreich die Einstiegsgehälter etwas niedriger ausfallen.
Wer den Beruf des Tätowierers ergreifen möchte, sollte sich bewusst sein, dass finanzielle Stabilität erst nach einigen Jahren harter Arbeit und konsequentem Aufbau von Fertigkeiten und Reputation erreicht wird. Die Kombination aus künstlerischem Talent und unternehmerischem Geschick ist der Schlüssel zum finanziellen Erfolg in dieser wachsenden, aber auch wettbewerbsintensiven Branche.